"Kevin" von PW

"Kevin" von PW

Kevin öffnet die Augen. Eine weitere Nacht ist vorbei.
Die Sonne scheint in sein Zimmer im Krankenhaus.
Er weiß nicht, wie lange dieser schreckliche Unfall schon her ist und
er weiß auch nicht, wie lange er sich schon nicht mehr spüren kann...
Kevin ist querschnittsgelähmt.
Spürt seine Arme nicht, seine Beine nicht,
kann sich nicht bewegen, nichts sagen.
Und er ist doch erst zehn Jahre alt...
Er wäre so gerne draußen, dort, wo die Sonne scheint,
würde so gerne mit den anderen Kindern draußen spielen,
würde dann auch freiwillig zur Schule gehen.
Doch er kann nicht.
Plötzlich öffnet sich die Tür. Kevins Eltern kommen herein.
Haben frische Blumen für seine Vase am Bett mitgebracht.
Seine Mutter kann nie lange bleiben. Nach wenigen Minuten muss sie hinaus, um zu weinen.
Kevins Vater versucht ihm Mut zu machen, dass alles wird wie früher.
Doch Kevin spürt, dass sein Vater nicht ganz ehrlich mit ihm ist.
Kevins Mutter kommt gefolgt vom Arzt herein.
Alles geht ganz schnell.
Kevin ist in einem Hospiz. Er weiß nicht was das ist.
Sieht nur wieder sich in seinem Bett liegen, in einem Zimmer, ganz allein.
Nur ein Fenster, durch welches nun die letzten roten Sonnenstrahlen scheinen.
Die Sonne versinkt am Horizont.
Kevin schließt die Augen, um noch einmal ihre Wärme zu spüren.
Öffnet sie und sieht von oben auf sich herab.
Doch das ist egal!
Er kann sich jetzt bewegen!
Seine Arme, seine Beine! Kann singen, lachen, wird nie wieder weinen!
Und während er sich freut, nimmt er wahr, wie die Geräte neben dem gelähmten Körper piepen.
Der Arzt stürmt herein, nebem ihm Schwestern.
und alle wollen ihr zurückrufen.
Aber Kevin will nicht zurück.
Er will spielen, lachen, glücklich sein.
Er ist zehn Jahre alt.
Plötzlich spürt er, dass ihn jemand an die Hand nimmt.
Er spürt Wärme.
Er sieht in das Gesicht eines hübschen Mädchens.
Sie hat Flügel.
Ein Engel.
Der Engel lächelt Kevin an und nimmt ihn mit,
der untergehenden Sonne entgegen.
Von fern hört Kevin das Schluchzen seiner Mutter,
doch er will nicht zurück, will sie nie wieder weinen sehen.
Hat sie doch lieb.
Und dann betritt er, zusammen mit dem Engel, die leuchtende Schwelle.
Der Himmel hat nun einen kleinen, glücklichen Engel mehr.

zurück zur Startseite