"Die letzten Gedanken" von PW

"Die letzten Gedanken" von PW

Natürlich bin ich nicht wirklich krank.
Ich liege nur hier in diesem Bett im Krankenhaus,
weil sie mich zur Beobachtung hier lassen wollen.
Ja, das wird es sein.
Ich werde wieder gesund. Keine Frage.
Die Strahlen der Sonne beleuchten meinen weißen Bettbezug.
Dieses Zimmer ist so steril. Und ich bin ganz allein.
Zu hell für meinen Geschmack.
Und zu einsam.
Schon seit Tagen bin ich hier... Vielleicht seit Wochen...
Man verliert so leicht den Überblick.
Den Fernseher an der Wand habe ich nur einmal anmachen lassen.
Dann nie wieder.
Ständig diese Talkshows. Sinnlose Themen. Bescheuerte Leute,
die nichts besseres zu tun haben als sich im Fernsehn, vor einem Millionenpublikum
bloß zu stellen.
Nichts für mich.
Tatsächlich entspricht hier nichts meinem Geschmackt.
Von der Einrichtung bis hin zum Personal bin ich unglaublich unzufrieden.
Das war ich vor meinem Unfall auch schon.
Aber das ist was anderes.
Mein Unfall...
So plötzlich... Unerwartet... Und dann erwachte ich im OP...
Kein schöner Anblick, wenn man aufwacht und feststellt, dass man ausgenommen wird
wie eine Weihnachtsgans.
Naja, vielleicht nicht direkt "ausgenommen", aber es fühlte sich so an.
Ich wusste gar nicht, dass ein Mensch so viel Blut verlieren kann, ohne zu sterben.
Aber sowas hat mich noch nie interessiert.
Um ehrlich zu sein, außer mir selbst hat mich noch nie was interessiert.
Innere Blutungen... Ich weiß noch nicht mal mehr, ob es wehgetan hat, als das Auto mich anfuhr.
Es wurde einfach alles schwarz. Vielleicht war ich auch tot?
Ich kann mich nicht mehr erinnern.
Und jetzt liege ich hier mit Bandagen und kann mich nicht bewegen.
Ob ich Besuch bekomme?
Oh ja. Dreimal am Tag von einer Krankenschwester. Sie bringt Essen und legt meine Kissen neu an. Und natürlich meine Mutter...
Meine Mutter kommt mich auch besuchen. Jeden Tag.
Sie ist eine alte Frau, um die sechzig Jahre alt.
Und dennoch kommt sie mich besuchen. Ich bin ja schließlich auch ihr einziger Sohn.
Wie gerne würde ich ihr sagen, dass alles ok ist und dass ich bestimmt wieder gesund werde...
Doch sprechen kann ich auch nicht. Es ist ein komisches Gefühl, da zu liegen und sie anzusehen... Und nichts sagen zu können.
Und ich habe doch so viel zu sagen.
Und plötzlich empfinde ich ein Stechen in der Brust...
Mein Herz.
Ich sollte jemandem bescheid geben... Aber wem? Und vor allem... Wie?
Das Stechen wird deutlicher... Mein Puls... scheint... langsamer zu gehen...
Und ich... spüre, wie sich meine Augen schließen... aber ich will nicht...
Und ich kann jeden Schlag meines Herzens...spüren...
Und... zählen...
Eins... Zwei... Drei... ... .
Wenn das sterben ist, dann fühlt es sich gar nicht so schlimm an.
Und dort... das warme Licht... Erinnert mich an... eine Sonne...
Wie lange ich die Sonne schon nicht mehr gesehen habe...
Ich saß ja nur in meinem Büro, als vielbeschäftigter Geschäftsmann...
Und da... der letzte Herschlag... Ich kann es förmlich spüren...
Und die Wärme des Lichts...
Und... .

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